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Die Rückkehr der Götter: 13.6.2010 – 13.6.2011 Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

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2016-08-18 2016-12-06 18.08.2016

Ab dem 13. Juni 2010 sind die Götter zu Gast in Mannheim. Wer kennt sie nicht: den Göttervater Zeus, die verführerische Liebesgöttin Aphrodite oder den Beherrscher des Meeres Poseidon? Die Reiss-Engelhorn-Museen geben einen umfassenden Einblick in die faszinierende Götterwelt der antiken Griechen und Römer. Die Ausstellung „Die Rückkehr der Götter. Berlins verborgener Olymp in Mannheim“ zeigt einmalige, bis vor Kurzem völlig unbekannte Schätze aus der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.

Diese haben eine wechselvolle Geschichte: Großteils handelt es sich um „kriegsbedingt verlagerte Kulturgüter“, die 1958 von der Sowjetunion an die DDR zurückgegeben wurden. Danach schlummerten sie weitere fünf Jahrzehnte in Depots und waren für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nun erstrahlen die herausragenden Kunstwerke nach aufwändiger Restaurierung wieder im alten Glanz.

Nachdem sie Besucher in São Paolo, Niterói bei Rio de Janeiro und Berlin begeistert haben, sind sie jetzt in Mannheim zu sehen. Bei einem Rundgang begegnen die Besucher den einzelnen Göttern. Ein eigener Bereich widmet sich dem Theater als Kultort des Dionysos.
Rund 150 Marmorskulpturen und Bronzestatuetten, Terrakotten, Vasen, Gebrauchsgegenstände und Schmuck illustrieren eindrücklich die Vielfalt und die enorme Wandelbarkeit der antiken Götterbilder.
Die olympischen Götter herrschten über Himmel, Erde, Meer und Unterwelt. Sie verfügten über besondere Gaben und große Macht, aber auch über allzu menschlichen Schwächen. Streit, Intrigen und Seitensprünge waren im Olymp an der Tagesordnung und nicht selten wurden die Menschen zum Spielball rivalisierender Götter. Jeder Gott war für verschiedene Bereiche zuständig. Das Wetter, Naturkatastrophen, eine ertragreiche Ernte oder Liebesglück – all das hing in der Vorstellung der antiken Griechen und Römer von den Launen der Götter ab. Um diese wohlwollend zu stimmen, errichteten sie Heiligtümer wie Tempel und Altäre oder heilige Haine. Dort fanden sich zahlreiche Skulpturen und Weihegaben aus unterschiedlichen Materialien und Formen, von denen eine große Auswahl in der Ausstellung zu sehen ist. Außerdem zeigt die Mannheimer Schau figürliche Originalfragmente sowie eindrucksvolle Gipsabgüsse vom Pergamonaltar, dem größten und schmuckreichsten Altar der Antike. Dargestellt ist die Gigantomachie, der Kampf der Götter gegen die Giganten.

Die einzelnen Götter erkennt man in der Kunst an bestimmten Charakteristiken und Attributen. Die Besucher lernen die Mythen hinter den Abbildungen kennen und auf diese Weise die verschlüsselten Bilder zu lesen. Die Ausstellung vereint Kunstwerke von höchster Qualität aus der Zeit vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. Die Werke aus unterschiedlichen Epochen zeigen, wie sich das Erscheinungsbild der einzelnen Götter im Laufe der Zeit verändert hat und dem jeweils herrschenden Schönheitsideal oder Geschmack angepasst wurde.


Die Familie der griechischen Götter

URANOS
Gatte der Gaia, Vater der Titanen und Giganten
Uranos, der Himmel, ist der Ahnherr der griechischen Götter. Er hasst seine Kinder und schließt sie im Erdinneren ein. Von Gaia daher zur Rache angestiftet, entmannt der Sohn Kronos seinen Vater. Aus den Blutstropfen, die dabei auf die Erde fallen, entstehen die Nymphen und Giganten, deren Kampf gegen die olympischen Götter auf dem Pergamonaltar dargestellt ist.

GAIA
Gattin des Uranos, Mutter der Titanen und Giganten
Gaia ist als „Mutter Erde“ die Spenderin und Trägerin von Leben und Vegetation. Sie ist die Göttin, bei der man schwört, und zusammen mit Zeus und Helios die Garantin der Weltordnung. Eine eindrucksvolle Darstellung der ältesten griechischen Göttin findet sich auf dem Pergamonaltar – eine Frau, die der Erde entwächst und um das Leben ihrer Kinder, der Giganten, fleht.

GIGANTEN
Söhne der Gaia und des Uranos
Die Giganten entstehen aus den Blutstropfen, die auf die Erde fallen, als Kronos seinen Vater entmannt. Sie sind Furcht erregend kräftige Riesen mit Schlangenbeinen. Berühmt ist der Mythos der Gigantomachie, des erfolglosen Kampfes der 24 Giganten gegen die olympischen Götter, der als Sinnbild des Sieges der göttlichen Ordnung über das Chaos zu verstehen ist. Die bekannteste Darstellung findet sich auf dem Pergamonaltar.

TITANEN
Kinder des Uranos und der Gaia
Die berühmtesten der 12 Titanen sind Kronos und Rhea, die Eltern von Zeus und anderer olympischer Götter. Mit der Entmannung des Uranos wird Kronos Herrscher der Welt, bis er selbst von seinem Sohn Zeus entmachtet wird. Der Titan Hyperion zeugt mit Theia Helios (die Sonne), Selene (den Mond) und Eos (die Morgenröte). Der stärkste der Titanen, Okeanos, zeugt mit Tethys die Flussgötter, die Meeres- und die Quellnymphen.

KRONOS
Sohn von Gaia und Uranos, Gatte der Rhea
Als Anführer der Titanen entmannt Kronos (= die Zeit) seinen Vater Uranos und übernimmt die Herrschaft über die Welt. Mit seiner Schwester Rhea zeugt er Hestia, Hera, Demeter, Poseidon und Hades. Aus Angst, selbst entmachtet zu werden, frisst Kronos seine Kinder. Den jüngsten Sohn Zeus versteckt Rhea auf Kreta, wo er in Sicherheit heranwachsen kann. Später überwindet Zeus Kronos, der seine verschlungenen Kinder wieder ausspuckt.

RHEA
Tochter des Uranos und der Gaia, Gattin ihres Bruders Kronos
Rhea, eine alte Erd- und Muttergottheit, ist die Mutter von Hades, Hestia, Demeter, Hera, Zeus und Poseidon. Zusammen mit Kronos herrscht sie auf der Insel der Seligen im Goldenen Zeitalter. Sie versteckt Zeus vor seinem Vater, der alle Kinder verschlingt. Mit Rheas Hilfe kann der erwachsene Zeus später Kronos stürzen. In der Gigantomachie auf dem Pergamonaltar sieht man sie auf einem Löwen reitend.

ZEUS
Zuständigkeit: Himmel, Wetter; Haus und Besitz
Typisches Attribut: Blitzbündel, Zepter, Thron, Adler
Sohn von Rhea und Kronos, Gatte von Hera
Zeus ist der oberste Gott, der zusammen mit seinen Geschwistern auf dem Berg Olymp thront. Er ist Schiedsrichter in vielen Streitigkeiten der Götter und bestraft die Frevel der Menschen. Zeus hat zahlreiche Liebschaften mit anderen Göttinnen und sterblichen Frauen. Zu seinen Kindern gehören auch Herakles, Perseus und die schöne Helena.

HERA
Zuständigkeit: Ehe, Frauen, Geburt; Herden, vor allem Rinder; Städte
Typisches Attribut: Zepter, Thron; Pfau
Tochter von Rhea und Kronos, Gattin des Zeus
Bei Homer wird Hera als eifersüchtig und rachsüchtig beschrieben. Sie verfolgt die Geliebten des Zeus, deren Kinder und Helfer. Weil Hera beim Urteil des Paris unterliegt, hasst sie die Troianer und hilft den Griechen im Troianischen Krieg. In der Gigantomachie am Pergamonaltar ist sie als kämpferische Göttin dargestellt.

POSEIDON
Zuständigkeit: Meere, Flüsse, Gewässer; Erdbeben, Stürme
Typisches Attribut: Dreizack, Delfin, Pferd
Sohn der Rhea und des Kronos, Gatte der Amphitrite
Poseidon, ein mächtiger Herrscher mit einem Palast auf dem Meeresboden, lässt mit dem Dreizack Wasser aus Felsen quellen. Er kann Erdbeben und Tsunamis entstehen lassen, wenn er sich ärgert, oder wirft mit Inseln. Poseidon gilt als meist übelgelaunte und grollende Gottheit. Wie Zeus hat er zahlreiche Geliebten und Kinder.

HESTIA
Zuständigkeit: Herdfeuer, Haus, Familie
Tochter von Rhea und Kronos
Die jungfräuliche Hestia erhält von Zeus das Recht, am Herd – im religiösen Mittelpunkt jedes Hauses – zu sitzen und von den dort dargebrachten Opfern einen Anteil zu erhalten. In öffentlichen Gebäuden gibt es ebenfalls ein ewiges Feuer, das unter Hestias Schutz steht. Ihre Bedeutung zeigt sich auch darin, dass in jedem Gebet und bei jeder Opferspende Hestia vor allen anderen Göttern zuerst bedacht wird.

DEMETER
Zuständigkeit: Fruchtbarkeit, Ackerbau
Typisches Attribut: Zepter, Mohnblume, Getreideähren, Fackel
Tochter von Rhea und Kronos, Schwester des Zeus
Demeter wird als Göttin der Fruchtbarkeit, besonders des Getreides verehrt. Sie hat mit Zeus eine Tochter, Persephone, die sie nach deren Entführung durch Hades verzweifelt sucht. Weil Demeter deshalb alles verdorren lässt, entscheidet Zeus, dass Persephone auch bei der Mutter leben darf und somit alles auf der Erde gedeiht.

HADES
Zuständigkeit: Unterwelt, Totenreich
Typisches Attribut: Höllenhund Kerberos, Zepter
Sohn von Rhea und Kronos, Bruder von Demeter
Der Schatten jedes verstorbenen Menschen kommt in die Unterwelt, die von der Oberwelt durch den Fluss Styx getrennt ist. Der dort herrschende Hades entführt Persephone, die Tochter der Demeter, da keine Frau mit ihm in der Unterwelt leben will. Zeus entscheidet, dass Persephone sowohl bei ihrer Mutter auf der Erde als auch bei Hades in der Unterwelt lebt.

ARES
Zuständigkeit: Krieg, Kampfleidenschaft
Typisches Attribut: Waffen
Sohn von Zeus und Hera, Halbbruder von Athena
Ares gilt als grausamer und blutrünstiger, bei den anderen verhasster Gott. Seit den Epen des Homer verkörpert er die abstoßenden Elemente des Krieges und gilt als Feigling im Kampf und als Betrüger. Hephaistos ertappt ihn beim Ehebruch mit Aphrodite und stellt ihn bloß, indem er beide mit einem Netz fesselt und so dem Gelächter preisgibt.

PERSEPHONE
Zuständigkeit: Fruchtbarkeit; Unterwelt
Typisches Attribut: Ähren, Fackel
Tochter des Zeus und der Demeter
Persephone wird von Hades in die Unterwelt entführt und von ihrer Mutter Demeter verzweifelt gesucht. Zeus entscheidet, dass Persephone acht Monate des Jahres auf der Erde bei ihrer Mutter bleiben darf und vier Monate in der Unterwelt bei Hades leben muss. Daraus entwickeln sich die Jahreszeiten, denn während Persephones Zeit in der Unterwelt herrscht auf der Erde Winter.

HEPHAISTOS
Zuständigkeit: Feuer, Schmiedekunst, Handwerk, Kunst
Typisches Attribut: Filzkappe, Hammer, Zange
Sohn der Hera, Gatte der Aphrodite
Den neugeborenen schwächlichen Hephaistos wirft Hera vom Olymp herab. Von Meernymphen aufgezogen, lernt der verkrüppelte Hephaistos die Schmiedekunst und stellt für die anderen Götter Rüstungen her, für Zeus die Blitze. Er rächt sich an Hera, indem er sie auf einem Thron fest schmiedet. Erst Dionysos kann ihn zu ihrer Befreiung in den Olymp holen.

ATHENA
Zuständigkeit: Städte, besonders Athen; Weisheit, Verstand, Wissenschaften, Kunst, Handwerk
Typisches Attribut: Bewaffnung, Nike, Eule
Tochter von Metis und Zeus, Halbschwester des Ares
Weil Zeus davor Angst hat, dass ein von Metis geborener Sohn ihn entmachtet, verschlingt er die mit Athena schwangere Metis. Athena wird daher aus dem Kopf des Zeus geboren. Sie wird oft als wehrhafte Göttin mit Rüstung gezeigt. Sie unterstützt zahlreiche Helden, darunter Achill und Odysseus.

APOLLON
Zuständigkeit: Heilkunst; Weissagung; Wissenschaft, Kunst, Musik
Typisches Attribut: Kithara, Leier; Pfeil und Bogen; Lorbeer
Sohn des Zeus und der Leto, Bruder der Artemis
Apollon wirkt nicht nur als Heiler, sondern bringt auch den vorzeitigen Tod. Die besondere Beziehung zum Orakelwesen zeigen seine Heiligtümer in Delos und Delphi, die in der Antike große Bedeutung hatten. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester Artemis unterstützt er im Troianischen Krieg die Troianer.

ARTEMIS
Zuständigkeit: Jagd; Schutz der Frauen, der Geburt und der Kinder, auch der Tierkinder; Heirat
Typisches Attribut: Bogen, Hirschkalb, Fackel
Tochter des Zeus und der Leto, Zwillingsschwester von Apollo
Artemis, die populärste Göttin der Griechen, lebt unverheiratet in den Wäldern, wo sie mit den Nymphen jagt. Sie wird insbesondere als Beschützerin der Frauen und Mädchen verehrt. Artemis konnte aber auch grausam sein und den Frauen plötzlichen, unerwarteten Tod bringen.

HERMES
Zuständigkeit: Wege und Grenzen, Schutz der Wanderer, Händler, Hirten und Diebe; Götterbote; Geleiten der Seelen in die Unterwelt
Typisches Attribut: Heroldsstab, Flügelschuhe, Reisehut
Sohn des Zeus und der Maia, Vater des Hermaphroditos
Hermes zählt zu den beliebtesten Göttern und hat vielfältige Funktionen. Er erfüllt seine Aufgaben oft durch List und Zauber und kann sich geschickt aus schwierigen Situationen herauswinden, auch weil er plötzlich verschwinden kann.

APHRODITE
Zuständigkeit: Liebe und Schönheit
Typisches Attribut: leichte Bekleidung
Gattin des Hephaistos, Mutter des Eros
Aphrodite wird aus dem Schaum geboren, der sich um das ins Meer geworfene Glied des entmannten Uranos bildet, und wächst auf Zypern auf. Sie wird mit verschiedenen Tieren und Pflanzen dargestellt, gelegentlich auch mit Zepter. Oft ist sie in Begleitung ihres Sohnes Eros, der aus der Verbindung mit Ares stammt. In der Ilias des Homer spielt sie eine wesentliche Rolle.

DIONYSOS
Zuständigkeit: Wein, Fruchtbarkeit; Theater
Typisches Attribut: Wein- und Efeuranken, Trinkgefäß, Thyrsosstab, Panther, Löwe
Sohn der Semele und des Zeus
Der Kult des Dionysos, einer der ältesten griechischen Götter, ist sehr weit verbreitet. Daher wundert es nicht, wenn er in der Bildkunst der am häufigsten dargestellte Gott ist. Zu ihm gehören ausschweifende Feste, oft in Gesellschaft von wild tanzenden Frauen (Mänaden) und Mischwesen (Satyrn und Silenen).

EROS
Zuständigkeit: Liebe, Verlangen
Typisches Attribut: Pfeil und Bogen
Sohn der Aphrodite und des Ares
Eros begegnet in Literatur und Kunst in verschiedenen Gestalten, meist als schöner Jüngling oder als nacktes Kind mit Flügeln. Er schießt gerne seine unsichtbaren Zauberpfeile auf Götter und Menschen, wozu ihn seine Mutter Aphrodite anstiftet. In den Darstellungen bestraft und verhätschelt sie häufig ihr verspieltes Kind.

KORONIS
Geliebte des Apollo, Mutter des Asklepios
Die von Apollo schwangere Koronis schläft mit dem sterblichen Ischys, was dem Gott eine damals noch weiße Krähe verrät. Apollo tötet Ischys und lässt Koronis durch Artemis umbringen. Das noch ungeborene Kind, Asklepios, entreißt Apollo der Koronis auf dem Scheiterhaufen und übergibt das Kind dem Kentauren Chiron zur Erziehung und Ausbildung. Krähen tragen seitdem als Strafe für die Geschwätzigkeit ein schwarzes Gefieder.

ASKLEPIOS
Zuständigkeit: Heilkunst
Typisches Attribut: mit Schlange umwundener Stab
Sohn von Koronis und Apollon
Asklepios gehört zu den populärsten griechischen Göttern. Er wird erst viel später als die anderen olympischen Götter verehrt, doch sein Kult überdauert den der anderen bis in die Spätantike. Der Kentaur Chiron erzieht ihn und lehrt ihn die Heilkunst, die Asklepios berühmt macht. Zeus wirft ihn jedoch in die Unterwelt, weil er einen Toten wieder zum Leben erweckt hatte.

LETO
Tochter des Titanen Koios und der Phoibe, Geliebte des Zeus, Mutter von Apollon und Artemis
Einer Legende zufolge muss die von Heras Zorn verfolgte Leto über die ganze Erde irren, bevor sie ihre Kinder Apollon und Artemis auf Delos zur Welt bringen kann. Diese töten später den Riesen Tityos, der Leto auf dem Weg nach Delphi überfällt, sowie Niobe und deren Kinder als Bestrafung für deren anmaßendes Verhalten.

MAIA
Tochter des Atlas, Mutter von Hermes
Die in Arkadien lebende Nymphe Maia ist eine der Geliebten von Zeus, dem sie den Sohn Hermes schenkt.

DIONE
Tochter des Okeanos und der Tethys (nach Hesiod), Gattin des Zeus und Mutter der Aphrodite (bei Homer)
Dione gilt als ursprüngliche Gattin des Zeus, die in mykenischer Zeit durch Hera ersetzt wird. Jedenfalls wird sie im Heiligtum von Dodona neben Zeus verehrt. Ob sie zu den Nymphen gehört, die Dionysos aufziehen, ist nicht gesichert.

SEMELE
Tochter des Kadmos und der Harmonia, Geliebte des Zeus, Mutter des Dionysos
Die eifersüchtige Hera erreicht es, dass die von Zeus schwangere Semele vom Glanz und Blitz ihres Gatten verbrannt wird. Den noch ungeborenen Dionysos rettet Zeus, näht ihn in seinem Schenkel ein und trägt ihn aus. Semele wird später von ihrem Sohn aus der Unterwelt geholt und unter die Götter im Olymp aufgenommen.

METIS
Tochter der Tethys und des Okeanos, Mutter von Athena
Metis, die planende Klugheit, ist die erste Gemahlin von Zeus. Als sie mit Athena schwanger ist, erhält Zeus einen Orakelspruch, dass Metis nicht nur eine ihm an Kraft und Weisheit gleiche Tochter, sondern auch einen ihm überlegenen Sohn gebären wird. Daher wird sie von Zeus verschlungen, so dass Athena später aus seinem Kopf geboren wird. Gleichzeitig erwirbt Zeus die Klugheit der Metis.

HERMAPHRODIT
Sohn von Aphrodite und Hermes
Beim Bad in einer Quelle verschmilzt die Nymphe Salmakis mit dem schönen Jüngling Hermaphroditos, dem Sohn von Aphrodite und Hermes, und er erhält dadurch dem nach ihm benannten zweigeschlechtlichen Körper. Ursprünglich handelt es sich um ein vermutlich erst in hellenistischer Zeit aus dem Orient übernommenes Mischwesen.

EUROPA
Tochter des phönikischen Königs Phoinix
Europa wird die Geliebte des Zeus, der sie in Gestalt eines Stieres nach Kreta entführt. Dort bringt sie neben zwei anderen Söhnen den Minos zur Welt. Sie wird mit König Asterios verheiratet, der ihre Söhne aufzieht.

MINOS
Sohn von Europa und Zeus, Gatte der Pasiphaë, Vater von Ariadne
Der auf Kreta herrschende Minos, vor allem als Richter und erster Gesetzgeber der Insel bekannt, macht Athen tributpflichtig. Seitdem werden dem im Labyrinth hausenden Minotauros Jünglinge und Mädchen aus Athen geopfert. Erst Theseus kann das Ungeheuer töten und mit Hilfe von Ariadne aus dem Labyrinth entkommen. Minos bleibt auch nach seinem Tod Richter, wo er in der Unterwelt über die Taten der Verstorbenen urteilt.


Die "Rückkehr der Götter"
Die in der Ausstellung gezeigten etwa 170 antiken Kunstwerke stammen aus der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und haben eine wechselvolle Geschichte. Der Großteil der Objekte war während des Zweiten Weltkrieges nach Moskau und Sankt Petersburg gelangt und wurde nach 13jährigem Exil im Jahre 1958 an die DDR zurückgegeben. Hier lagerten die wertvollen Objekte der Öffentlichkeit unzugänglich bis zum Jahr 2006 im Depot der Antikensammlung.
Das 50. Jubiläum ihrer Rückgabe würdigte die Antikensammlung mit der Konzeption einer Ausstellung dieser Kunstwerke, die seit 1939 erstmals wieder öffentlich präsentiert werden sollten. Dafür wurden die bedeutenden Götterbilder zunächst mit Unterstützung der Stiftung Fundação Armando Alvares Penteado aufwändig restauriert und 2006-2007 zuerst mit großem Erfolg in São Paulo und Niterói in Brasilien und anschließend von November 2008 bis April 2011 im Pergamonmuseum in Berlin präsentiert, wo 600.000 Menschen sie bestaunten.
Die Reiss-Engelhorn-Museen sind stolz und freuen sich, diese bedeutende Sammlung antiker Kunstwerke, die viele Jahre im Verborgenen lagen, in Mannheim einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die Götter steigen vom verborgenen Olymp Berlins, den reichen Depots der Antikensammlung, herab und erzählen bilderreich ihre faszinierende Geschichte.

Das Heiligtum
Das Heiligtum ist der wichtigste Ort der Götterverehrung bei den Griechen und Römern; hierher kam man, um die Gottheit durch Opfergaben und mit Weihgeschenken zu erfreuen. Da jeder Gott seinen eigenen Wirkungsbereich hatte, wurden ihnen auch jeweils eigene Kultorte errichtet. Zahllose Kultstätten prägten daher das Bild der antiken Landschaft.
Die wesentliche Einrichtung jedes Heiligtums war der Altar. Kleinere Kultstätten besaßen oft nur diesen Opferplatz, dessen Form vom Aschehügel bis zum Monumentalbau variierte. In größeren Heiligtümern kamen ein oder mehrere Tempel hinzu, die das Kultbild des Gottes beherbergten. Antike Heiligtümer konzentrierten sich an Orten mit außergewöhnlichen natürlichen Gegebenheiten wie z.B. Quellen und Grotten oder auf Berggipfeln – überall dort, wo man die Anwesenheit der Götter besonders intensiv empfand.
Der Besuch eines Heiligtums war mit Geschenken an den Gott verbunden. Die große Fülle dieser Weihgeschenke bestimmte entscheidend das Bild der Stätten: Tönerne und bronzene Statuetten fanden Aufstellung am Altar, großformatige Statuen umringten die Tempel … Grundsätzlich konnte jeder Gegenstand – vom Bronzenagel bis zum vollständigen Kriegsschiff – als Weihgeschenk dienen.
Eine große Bedeutung hatten die Kultriten, zu denen Prozessionen, Gelage, Tänze und vor allem Musik gehörten. So ist die Verehrung des Dionysos charakterisiert durch ekstatischen Tanz, der vom Klang lauter und rhythmischer Blas- und Schlaginstrumente begleitet wurde.

Das antike Theater
Das antike Theater hat seinen Ursprung im Kult des Dionysos. Zu seinen Festen, den so genannten Dionysien, gehörten dramatische Aufführungen. Sie sind seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. belegt und waren als Dichterwettbewerbe organisiert, wobei der Sieger von einer Laienjury bestimmt wurde. Für die Inszenierung war der Autor zuständig, der Regie führte, die Musik komponierte, die Chortänze arrangierte und oft auch als Schauspieler auftrat.
Die klassische Form des griechischen Theaters entwickelte sich im 5. Jahrhundert v. Chr. zur Zeit der großen Tragödiendichter Aischylos, Sophokles und Euripides. Das Theater bestand aus dem zentralen runden Platz, auf dem der Chor sang und tanzte (Orchestra), dem Zuschauerraum (Koilon oder Theatron), der bis zu 17.000 Zuschauer fasste, und dem sich allmählich entwickelnden Bühnenhaus (Skene), vor oder auf dem die Schauspieler agierten.
Dramatische Genres des antiken Theaters waren die Tragödie, die Komödie und das Satyrspiel. Sämtliche Rollen in den Stücken, auch Frauenrollen, wurden auf drei professionelle männliche Schauspieler verteilt, die Kostüme und Masken trugen. Ihnen stand der Chor gegenüber, der aus 12–24 männlichen Laiendarstellern bestand. Frauen durften das Theater nur als Zuschauerinnen besuchen, für sie waren die hinteren Reihen der Sitzplätze reserviert.
Die im Theater verwendeten Masken unterschieden sich nach Gattung und dargestelltem Charakter. Von ihnen haben sich zahlreiche Nachbildungen aus unterschiedlichen Materialien erhalten.

Der Pergamonaltar
Der „Große Altar“ wurde von König Eumenes II. (197 – 159 v. Chr.) auf einer weithin sichtbaren Terrasse in der hellenistischen Stadt Pergamon (heute Bergama) an der Westküste der heutigen Türkei errichtet. Berühmt ist der Bau vor allem wegen seines umlaufenden 113 m langen Marmorfrieses, der den Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten – Söhne der Erdmutter Gaia – zeigt.
Besonders hervorgehoben sind die beiden Kampfgruppen um den Blitze schleudernden Zeus und die als Stadtgöttin und Siegbringerin in Pergamon verehrte Athena – ein möglicher Hinweis darauf, dass das Monument diesen beiden Göttern geweiht war.
Der eigentliche Opferplatz erhob sich über dem Unterbau und war von Westen über eine Freitreppe erreichbar. Ein kleinerer Fries zeigte dort das Leben des mythischen Gründers von Pergamon – Telephos.
Im 19. Jahrhundert entdeckte der deutsche Ingenieur Carl Humann Fragmente des Altars – verbaut in einer frühbyzantinischen Befestigungsmauer – und schützte sie vor der Vernichtung durch die ortsübliche Kalkbrennerei. Zwischen 1878 und 1886 wurden die Reliefs in drei Kampagnen geborgen und das Fundament des Altares freigelegt. Ausgrabungen und Fundteilungen erfolgten mit offizieller Genehmigung des osmanischen Reichs. So gelangten tausende Fragmente nach Berlin und wurden in etwa 20jähriger Restaurierungsarbeit zusammengesetzt. Heute werden die Reliefs des Altars im 1930 eröffneten Pergamonmuseum in Berlin präsentiert.